Die Schriftart wurde in Anlehnung an den Fachbegriff für Schallaufzeichnung »Phonograph« genannt. Sie besteht aus sechsundsiebzig Phonemen und sechsunddreißig identischen Graphemen, die in verschiedene Untergruppen eingeteilt sind (zweiundzwanzig Konsonanten; dreißig lange, kurze / betonte, unbetonte Vokale inklusive Umlaute; vierzehn Digraphen / Trigraphen / Tetragraphen; zehn Ziffern und ein Strich für sechsunddreißig Trenn- und Artikulationszeichen inklusive Interpunktion). Die Vielzahl der Laute zeigt, wie differenziert die Aussprache festgelegt ist. Besonders bei den Vokalen gibt es Unterscheidungen, die für das ungeübte Ohr sehr ähnlich klingen. Symbole werden nicht berücksichtigt, da diese aus mehreren Lautzeichen bestehen und somit ausgeschrieben werden können (beispielsweise Euro, Minus, Paragraph). Dies ist auch zwangsläufig bei den Ziffern der Fall, sie sind sozusagen buchstabiert.
Bei der »Phonograph« ist die Besonderheit: Die Form der Zeichen resultiert unmittelbar aus den physikalischen Informationen des Lauts. Daher wurde bei der Umsetzung / Übersetzung darauf geachtet, dass die Zeichen zeitlich proportional zueinander stehen. Es gibt also die Möglichkeit, das Tempo oder die Lautstärke des aufgezeichneten Texts zu beeinflussen, indem man während der Gestaltung die Zeichen horizontal oder vertikal verändert. Dies kann für den gesamten Text erfolgen oder explizit an einzelnen Wörtern und Sätzen vorgenommen werden. Man kann somit die Stimmdynamik eines lautsprachlichen Texts anpassen und die Betonung der Sätze verfeinern. Eine weitere Charakteristik ist die Programmierung zahlreicher Kombinations- und Binderegeln für die deutsche Sprache. Diese sind in der Schriftart-Datei mitdefiniert. Theoretisch kann man von einer intelligenten Schriftart sprechen, wenn ein Text einmal übersetzt ist, braucht man die Regeln der Aussprache nicht zu kennen, sie sind in der Schrift enthalten.
Eine Übersicht veranschaulicht die Schriftmusterbroschüre [ansehen].
Es entstand eine Reihe von Übersetzungen von Texten aus dem lateinischen Alphabet ins Lautsprachliche. Es wurde ein vollständiges Buch transkribiert, eine ungekürzte optophonetische Neugestaltung des Sammelbandes »Stimme«, im Original herausgegeben von Doris Kolesch und Sybille Krämer (2006) [ansehen]. Daneben entstanden Plakate, die Gedichte von Oskar Pastior und Rainer Maria Rilke zeigen, sowie eine Titelseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von 1989. Die Schriftart wurde für die Gestaltung eines Buchs über Erinnerungsspuren verwendet [ansehen]. Des Weiteren sind Beiträge in einer Publikation über künstlerische Klangexperimente [ansehen] sowie in einem unabhängigen Magazin zum Thema »Unterhaltung« erschienen [ansehen] – jeweils auch als großformatige Plakate erhältlich [ansehen].
»Phonograph« ist vielseitig einsetzbar. Alternativ zum Erwerb der Schriftart können Texte als Plakat gesetzt und gedruckt in Auftrag gegeben werden.
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